Die Kinzig-Murg-Rinne

Die Kinzig-Murg-Rinne ist ein eingetiefter Bereich, der am Westrand von Nordschwarzwald und Kraichgau von Süden weiter nach Norden verläuft.
Die  Eintiefung
wurde früher von einem  Wasserlauf durchströmt, der als  Vorfluter für die von  Osten kommenden  Nebenflüsse und  Bäche diente.
Diese wassergefüllte Randsenke war als eine Art alter Flusslauf (Kinzig-Murg-Strom) schon lange bekannt. Tulla bezeichnete diesen Wasserlauf
als
Ostrhein und nahm an, dass dieser damals erst bei Mainz wieder in den Hauptrhein floss.

      
 Talbildungen des Kinzig-Murgflusses im Bereich von Karlsruhe                                              Aktuelle Karte zum Vergleich                        
Die Lage des Wasserwerks Oberwald ist zur besseren Orientierung in beiden Karten mit einem roten Punkt gekennzeichnet.

Thürach bezeichnet in der obigen Skizze  vom Anfang des 20. Jhts den "Fluss" als "Kinzig-Murgfluss". Dieser Fluss soll die  Flussläufe aus
dem  Nordschwarzwald 
in der „Kinzig-Murg-Rinne“ gesammelt und dann in der Nähe von Hockenheim in den Rhein geleitet haben. Im Be-
reich von  Karlsruhe teilte sich der  Strom in mehrere   Wasserläufe mit dazwischen liegenden  Kiesinseln auf. Da in der alten  Karte Norden
 "links oben" liegt, wurde auch die neue Karte zum besseren Vergleich entsprechend gedreht.

Quelle Karte links: Thürach (1912) aus: Hartleb, Ludäscher, Mitlöhner: Der Wirtschaftsraum Karlsruhe, Ausschnitt, verändert
Quelle Karte rechts: OpenTopoMap Mitwirkende, 2020, Ausschnitt,
gedreht, verändert

1974 bezeichnet Fezer das randliche  Flusssystem als Randfluss und betrachtet diesen  Wasserlauf als ein durchgehendes Gewässer
von der Dreisam weiter an Heidelberg vorbei bis in die  Gegend von Darmstadt
und erwähnt spätere Durchbrüche des Randflusses (bei
Hochwasser) direkt in den Rhein, so auch bei der Alb im Raum Karlsruhe
.
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Beschreibung der Kinzig-Murg-Rinne bei Karlsruhe 1928

 

   

Auf dem linken Bild erkennt man durch den Schatten der hier höher liegende Straße (Beiertheimer Allee) die oben
genannte Mulde der Beiertheimer Allee als Rest des ehemaligen Seitenarms des Randflusses/des Kinzig-Murg-Stroms
 deutlicher. Das rechte Bild zeigt den Verlauf von Armen des ehemaligen Randflusses im Bereich von Südwest-/Südstadt.
. Quelle Karte: OpenStreetMap, verändert - Verlauf der  Seitenarme nach Geol. Übersichtskarte, Blatt Mannheim 1986)


   
Baugrube am Tivoli - Hier war der oben erwähnte schwarze (Moor-) Boden sichtbar.

Ob, wann oder wie lange die Randsenke von einem durchgängigen Wasserlauf (Kinzig-Murg-Strom) durchflossen wurde, war immer wieder
Gegenstand kontroverser Diskussionen.
Ziemlich sicher ist es aber, dass nach der Würmeiszeit ein durchgehender Fluss vorhanden war, der
jedoch bereits im  Spätglazial durch starke
Sedimentation der  Nebenflüsse und  Durchbrüche zum  Rhein verlandete, wie Torfablagerungen
  zeigen.
 
Auch der Begriff  Kinzig-Murg-Rinne wird nicht mehr allgemein akzeptiert, denn die Annahme, dass die Flüsse Kinzig und Murg - wie der Name
sagt - an ihrer Entstehung beteiligt wären, lässt sich nicht belegen. So findet man z. B. zwischen Karlsruhe und Heidelberg keine Schwarzwald-
sedimente/-gerölle  im  Bereich  der  Senke.
Deshalb verwendet man heute auch teilweise andere Namen wie  Östliche Randsenke, Randrinne
oder  Randniederung - aber der Begriff „Kinzig-Murg-Rinne“ ist weiterhin üblich.
 
Die Frage nach der Entstehung der Randsenke ist nicht endgültig geklärt. Eine Möglichkeit wäre eine tektonische Ursache: Randschollen wären
bei der  Entstehung des  Oberrheingrabens etwas  tiefer abgesunken, so dass eine  Tiefenzone  entstand , die von den  Wassermassen genutzt 
wurde. 
Eine  andere  Erklärung zieht den  Gefällsunterschied im  Bereich der  Niederterrasse heran: Dieser  wäre in S-N  Richtung größer als in
W-O  Richtung und deshalb würde wie bei einem  Schwemmkegel die geringste Sedimentation an den  Außenrändern stattfinden, dort wäre es 
also tiefer = Randsenke.

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Auch heute noch kam es bei Starkregen/Unwetter gelegentlich zu Überschwemmungen im Bereich der Randsenke.


Überflutete Autobahn - Blick von der Autobahnbrücke zwischen Rüppurr und Ettlingen nach Norden
Im Mai 1970 war die A 5 wegen   Überflutung zwei Tage unpassierbar. Das Bild zeigt, wie die Feuerwehr das
Wasser aus dem tiefliegenden Teil der Autobahn im Bereich der östlichen Randsenke/Kinzig-Murg-Rinne ab-
pumpt.
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Nach längeren Niederschlägen sammelt sich Wasser in einer Eintiefung des Beiertheimer Wäldles und erinnert so an den ehemaligen
Randfluss/Kinzig-Murg-Strom.


Auch im ehemaligen Kleingartenbereich an der Stuttgarter Straße steht während der Sanierung im Tiefenbereich bisweilen Wasser und
 erinnert hier ebenfalls an den Kinzig-Murg-Strom/Randfluss


Wasserfläche neben der Stuttgarter Straße
Nach Teilauffüllung im nordwestlichen Bereich (linke Seite) und den starken Regenfällen im
 August erinnert die wassergefüllte Eintiefung wieder stark an den Kinzig-Murg-Strom.


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