Ehemalige Steinbrüche

Im Umkreis von Karlsruhe gibt es viele  Steinbrüche aus denen früher  Baumaterial für Karlsruhe und umliegende
Dörfer gewonnen wurde. Leider sind viele der Steinbrüche/Aufschlüsse im  Bereich von Karlsruhe, die vor Jahren
noch zugänglich und anschaulich waren, heute verkommen. Dabei kann doch gerade durch die Anschauung das
Interesse an der  Heimat geweckt und das  Erkennen oder  Wiedererkennen von heimischen Gesteinen gefördert
werden. Das Interesse an  der eigenen Heimat könnten so auch für die Beschäftigung mit weiteren Themen wie
Landeskunde oder Geographie und Geologie motivieren.



Steinbruch Rosengärtle, Jung-Stilling-Straße

   
Das ist im Jahr 2005 der ehemalige Zugang zu einem großen Steinbruch im Rosengärtle, der u. a. eine besonders interessante Naturerscheinung
birgt: eine   Blattverschiebung (s. u.), deren  Kluft mit  Schwerspat ausgefüllt ist und die einen schön ausgeprägten  Harnisch
mit Rutschspuren als
Bewegungshinweis zeigt. Das eingefügte  kleine Bild (auch von 2005) des kaum sichtbaren  Schilds "Betreten des Steinbruchs auf eigene Gefahr"
erinnert daran, dass der Zugang
früher wohl leichter möglich war.
Quelle des Lageplans rechts: OpenStreetMap (CC-BY-SA)  Ausschnitt, verändert.

Hinweis: im Oktober 2011 wurde der Steinbruch wieder zugänglicher (s. u.) gemacht.
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Hier zunächst Bilder vom März 2009


Steinbruch Rosengärtle
Im Frühjahr zeigt sich der verwilderte Steinbruch etwas zugänglicher. Hier folgen also einige Bilder aus dem Bruchhof.

  
Bruchhof
Hat man einmal die "Abfallsperre" am Eingang überwunden, kommt man im Bruchhof besser vorwärts.

  
Plattensandstein
Dieser Steinbruch liegt im oberen  Buntsandstein. Im Bereich der Pfinz wurden die mächtigen Plattensandsteinbänke
Pfinzsandstein genannt. Der beliebte  Werkstein (feinkörnig, fest) wurde überall in 
Karlsruhe, Durlach und den Orten
der Umgebung verbaut und verarbeitet. Aus Pfinzsandstein bestehen u.a. das Wahrzeichen Karlsruhes die Pyramide
sowie der  Obelisk am Rondellplatz. Bekannte Bauwerke aus diesem Stein sind auch der Rathausturm, die Stephans-
kirche oder Schloss  Gottesaue. Außerdem haben die meisten älteren  Gebäude in  Karlsruhe einen Sandsteinsockel,
 sind Türstürze und Fensterbänke, genauso wie die früher gebräuchlichen "Spülsteine", aus Pfinzsandstein.


Die  Werksteinbänke sind durch nahezu  waagrecht verlaufende  Schichtfugen und  Mergellagen voneinander getrennt.
Senkrecht dazu verlaufende  Klüfte entstanden im  Zuge der tektonischen  Bewegungen bei der  Entstehung des  Ober-
rheingrabens. Dadurch wurden diese Gesteinsbänke in einzelne Quader zerteilt.
Die oben gezeigte Stelle ist von beson-
derem Interesse, denn die breite Kluft, die von oben nach unten verläuft, ist im Zuge einer Blattverschiebung entstanden.
Unter einer Blattverschiebung versteht man eine horizontale, seitliche Verschiebung von Gesteinspaketen.

GPS: N 48° 59' 17,3'' O 08° 29' 01,3''


Blattverschiebung/Bildhöhe ca 1.20 m
Besonders in der rechten  Bildhälfte zeigt der   Sandstein eine deutliche, waagrecht ver-
laufende Striemung. Das sind die  Bewegungsspuren oder  Rutschstreifen, die die hori-
zontal aneinander vorbei gleitenden Gesteinspakete hinterlassen haben. Die weißlichen
Bereiche bestehen aus einer dünnen Schwerspatauflage. Solche geglätteten, mit Strie-
men versehenen Gesteinsflächen werden als Harnisch bezeichnet.


  
Hydrothermaler Schwerspatgang                                Übergang Plattensandstein/Röttone

Bild links: Leider ist der Mineralgang im Bereich der Blattverschiebung mittlerweile oberflächlich
stark verschmutzt, so dass er kaum noch vom beiderseitigen  Buntsandstein zu  unterscheiden ist.
Der  Schwerspat  hat sich allmählich aus einer warmen   Flüssigkeit, die in der  Kluft zirkulierte, ab-
gesetzt
(hydrothermale Entstehung).
Bild rechts: Direkt über den Werksteinbänken des Plattensandsteins folgen die dünneren Schichten
der Röttone (Oberer Buntsandstein).



Wellenkalk
Noch weiter oben liegt der Untere Muschelkalk auf dem Buntsandstein, und zwar der graugelbe,
dünnschichtige Wellenkalk


Lössüberdeckung
Die alleroberste  Schicht bildet der hier gerade  noch schwach zu erkennende gelbliche  Löss.
Alle Schichten über den genutzten Werksteinbänken (Pfinzsandstein) waren Abraum, d. h. sie
mussten abgeräumt  werden, bevor die Werksteine gebrochen werden konnten.

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Nachtrag Oktober 2011

Hier einmal eine positive Entwicklung

Quelle: Badische Neueste Nachrichten, 22/23. Okt. 2011, Nr. 245

Offensichtlich wurde die Bedeutung dieses Bruchhofs als Naturdenkmal und  ökologische
 Nische nun doch erkannt
. Es bleibt zu hoffen, dass der  Steinbruch nach der  Pflegeaktion
zugänglich bleibt. Noch besser wäre eine Tafel mit einigen erklärenden Hinweisen auf die
 geologische und heute auch ökologische Bedeutung
.

Nachtrag März 2013


Auf dem Vorplatz des Bruchhofs wurde ein Spielplatz angelegt.


Es sieht zwar immer noch so aus, als wäre der Zugang zum Steinbruch versperrt, aber . . .


. . . wenn man genau hinschaut, erkennt man einen Pfad, der durch Gestrüpp in den Bruchhof führt.


Moos auf
Totholz und Steinen deutet die hohe Luftfeuchtigkeit im meist schattigen Bruchhof an.

       


Aufschluss im oberen Buntsandstein/Pfinzsandstein. Darüber folgt der Muschelkalk/Wellenkalk und Löss.


Nicht nur die Geologie macht einen Besuch des ehemaligen Steinbruchs interessant.


Der Bereich  wurde bereits Ende des 20. Jahrhunderts als
flächenhaftes Naturdenkmal
"Auf dem Lerchenberg - Im Rosengärtle"
 deklariert.

Steinbruch im nordöstlichen Rittnertwald

   
Dieser kleine Muschelkalkbruchhof  im Rittnertwald (Bereich Berghauser Grenzweg) ist durch umgefallene/hineingeworfene Stämme und Holz-
abfall fast unzugänglich. Der schwarze Punkt auf dem Lageplan (Quelle:
OpenTopoMap (CC-BY-SA) Ausschnitt, verändert) zeigt die ungefähre
Stelle des Bruchhofs

Steinbruch im östlichen Rittnertwald

   
Muschelkalkbruchhof  im Bereich des Waldstücks Brunnenhau                                                         Lageplan
Der schwarze Punkt auf dem Lageplan (Quelle:OpenTopoMap (CC-BY-SA) Ausschnitt, verändert) zeigt die ungefähre Stelle des Bruchhofs.



Steinbruch im Rotenbüschle

   
Der Steinbruch im oberen Buntsandstein liegt westlich von Hohenwettersbach direkt bei einer kleinen Autobahnunterführung
Der schwarze Punkt auf dem Lageplan (Quelle:OpenTopoMap (CC-BY-SA) Ausschnitt, verändert) zeigt die Stelle des Bruchhofs.


Oberer Buntsandstein, ausgeprägte waagrechte Schichtfugen, senkrecht/schräg dazu
verlaufende Klüfte.

Nachtrag März 2022


Bewuchs wurde entfernt, so dass man nun den den ganzen Bruchhof ungehindert sehen kann.
Das Bild wurde freundlicherweise von Frank Schölch zur Verfügung gestellt.

Steinbruch Schollenacker
Im Dreieck zwischen B 3 und Tiefentalstraße findet man einen großen ehemaligen Steinbruch, der als
flächenhaftes Naturdenkmal
ausgewiesen ist

   
1914                                            Steinbruch Schollenacker                                            2019
Quellen: links Topographische Karte  1 : 25 000 des Großherzoglich Topographischen Bureaus von 1914, rechts OpenStreetMap (CC-BY-SA) jeweils Ausschnitte, verändert.
 

Blick in den großen unteren  - mittlerweile stark verwachsenen - Bruchhof



Der höhere östliche Bruchhof

   

Hier wurde früher der anstehende Buntsandstein  abgebaut.





Im ehemaligen Steinbruchgebiet wird nicht nur die Landschaft, sondern auch eine
interessante Pflanzen-und Tierwelt geschützt.




Bei diesen Pilzen dürfte es sich um Erdsterne handeln.


Dieser Hohlweg, der südlich am Steinbruch vorbeiführt, deutet darauf hin, dass hier an der
Oberfläche Löss ansteht.

Alle Bilder vom Juli 2019

Steinbruch Tiefental


Ein kleiner ehemaliger Steinbruch im Tiefental bei Wolfartsweier wird
heute als Grillplatz genutzt.
Quelle: OpenTopoMap (CC-BY-SA)  Ausschnitt, verändert


Der kleine Bruchhof mit Grillplatz




Am oberen Rand des Bruchhofs steht Muschelkalk an.


Muschelkalk


In einer etwas höheren Abbaustufe des Bruchs findet man zerklüfteten Buntsandstein. Dieser
Buntsandstein liegt hier höher als der Muschelkalk, der im Normalfall über dem Buntsandstein
zu finden ist. Daher  kann man annehmen, dass die beiden  Gesteinsbereiche hier durch eine 
Störung/Verwerfung getrennt sind, an der der Bereich mit dem Muschelkalk bei der Eintiefung
des Oberrheingrabens etwas tiefer abgesunken ist.

Bilder vom Juli 2019

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