Natur- und Landschaftsschutzgebiet um den Knielinger See


Bereich des Knielinger Sees 2011
Der  Knielinger  See (ca. 80 ha) entstand  Ende der 1950er Jahre als Kiesgrube/Baggersee im Bereich einer ehemaligen Rheinschlinge (s. u.). Der
Nordteil des Sees ist schon seit 1980 Naturschutzgebiet. Nach der zwischenzeitlich verworfenen Planung eines
Karlsruher Stadtteils am Rheinufer
 (Rheinstadt) und dem Ende der Baggerarbeiten Ende der 1980er Jahre wurde der größte Teil des Sees und seines Umfelds dann Naturschutz- oder
 Landschaftsschutzgebiet.
MIt dem von  Süden kommenden  Federbach kam  sehr  nährstoffreiches Wasser in den  See, was zu einer zunehmenden Verschlechterung der Wasserqualität führte, so dass eine Sanierung des Sees und eine Veränderung des Federbachlaufs nötig wurde.
Quelle: Ausschnitt aus einer Informationstafel am Rundweg im Bereich des Sees (2011)
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Drei Karten zur Entwicklung der Landschaft im Bereich des Knielinger Sees
    
Die linke Karte verdeutlicht die ehemalige Situation im Bereich des heutigen Knielinger Sees in der Rheinaue vor der Rheinregulierung.
Das Tiefgestade wird hier noch von Rheinschlingen und von Altrheinarmen durchzogen.
Der Knielinger Baggersee existierte noch nicht .
Die rechte Karte (
1941) der Situation zeigt den begradigten  Rhein und den Rheinhafen. Der Knielinger Baggersee existierte noch nicht .
Auf der  Karte rechts ist  oberhalb der Schrift "Meierei" ein ovales Gebilde erkenntlich: das war früher eine  Entenfanganlage. Das Hofgut
Maxau (früher  Maximiliansau) hat seinen  Namen von  seinem früheren  Besitzer, dem Markgraf  Maximilian von Baden. Seit 2005 ist es
im Besitz der Stadt Karlsruhe.
Um die  Lage  des  Knielinger Sees  anzudeuten, ist jeweils das Hofgut  Maxau, das  westlich des  Knielinger  Sees liegt, gekennzeichnet
(rot umrandet: "M" auf der linken  Karte, Meierei auf der rechten).
Quelle linke Karte: Karte von Thürach (1912) aus: Hartleb, Ludäscher, Mitlöhner: Der Wirtschaftsraum Karlsruhe. Veränderter Ausschnitt. Quelle rechte Karte: Karte des
 Reichsamts für Landesaufnahme, Zusammendruck 1941 aus der Karte des deutschen Reiches, veränderter Ausschnitt aus Blatt Umgebung von Karlsruhe, Durlach,
Ettlingen u. Rastatt, 1 : 100 000, 1941.



Umgebung des Knielinger Sees heute

Der  Bereich um den See ist heute ein  Angel- und Naherholungsgebiet. Die
ehemalige  Entenfanganlage  östlich  des  Hofguts  ist  als  Insel  deutlich zu
erkennen

Im Bereich des Sees findet man noch einige Ruinen ( ) von Westwallbunkern.

Quelle: OpenTopoMap, Ausschnitt, verändert

Weite Bereiche um den See sind heute Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiet.
(Siehe Plan am Anfang)

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Sanierung des Knielinger Sees

Der von  Süden  kommende  Federbach wird in einem  Düker unter  dem  Rheinhafen  durchgeleitet,
umfloß  zunächst den  See im Süden und Osten in einem ehemaligen  Rheinarm und  mündete dann
 in  den See. Über den  Willichgraben floß das   Wasser dann in der Nordostecke wieder ab in die Alb..
Die Einleitung von Nährstoffen durch den Federbach führte zur  Eutrophierung (unerwünschte  Nähr-
stoffzunahme und  Pflanzenwachstum) des Sees. Dadurch, und durch
sauerstoffarmes  Grundwasser
 im  Seebereich, kam  es 
besonders  im  Sommer zu Sauerstoffmangel (s. u.), so dass eine Sanierung
 des Gewässers dringend notwendig wurde.



Ausschnitt einer Infotafel zum Sauerstoffmangel

Von 2013 bis 2016 wurde der See entsprechend unten stehendem Plan saniert.

 
Knielinger See und Federbach
Ein  Informationsschild unterrichtete über die dann vorgesehene  Sanierung. Sauerstoffreiches 
Rheinwasser wird im Südwesten durch einen Zulaufkanal in den See geleitet und der Federbach
wird als Federbachbypass an dem See vorbeigeführt. Außerdem soll  ein neues Auslassbauwerk
im Nordosten den Seewasserspiegel erhöhen und damit den sauerstoffarmen Grundwasseranteil
  in Bezug zum Gesamtseewasser vermindern. 

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Die Umgebung des sanierten Sees wird nun im Uhrzeigersinn beschrieben.


Nordufer des Knielinger Sees - Blick nach Süden im März 2011


Blick über den Nordwestteil des Sees
  Im Hintergrund sieht man das Rheinhafen-Dampfkraftwerk: Schornstein (links) , Kesselhaus und 
Kühlturm des neueren Kraftwerkblocks (RDK8)


Auslauf  Knielinger See - Blick nach Westen bei der nördlichen Federbachbrücke

 Von links unter der Brücke kommt der Federbachbypass, rechts der Auslauf des Knielinger Sees.


Auslassbauwerk
 
Beim Nordostende des Sees findet man das zur Erhöhung des Seespiegels angelegte Auslassbauwerk mit Überfallschwelle.

   
Links ist eine regulierbare Absperrung,  rechts eine Fischtreppe.


Der neue Federbachbypass - Blick vom Bereich der nördlichen Brücke (beim Auslauf) nach Süden

   
In Teilen des Naturschutzgebiets ist das Fischen erlaubt.


Der neue Federbachbypass - Blick vom Bereich der mittleren Federbachbrücke nach Norden
Die möglichst naturnahe Gestaltung des Bypasses bietet günstige Voraussetzungen für Flora und Fauna.
 

Federbach - Trennbauwerk - Knielinger See - Blick nach Süden
Das Trennbauwerk verhindert den Zufluss des Federbachs (links) in den See. Der Federbach wird nun östlich am See vorbei geleitet.



Blick nach Südosten in den Federbach
Ersichtlich wird das starke Pflanzenwachstum im nährstoffreichen Federbach.



Knielinger See - Trennbauwerk - Federbachbypass - Blick nach Norden


Kanadagänse findet man in Rheinnähe überall.

Die folgenden Bilder ohne Datum sind vom März 2011
 

Hochwasserdamm im Osten des Bereichs
Von der östlich (auf dem Bild links) anschließenden Burgau wird der Knielinger See durch den Damm getrennt.

        
Landschaftsschutzgebiet (links) und Naturschutzgebiet (rechts) - Blick nach Osten
Landschaftsschutzgebiete unterliegen geringeren Nutzungsbeschränkungen als Naturschutzgebiete. Hier sieht man, dass im Landschaftsschutz-
gebiet noch gepflügt wird, im Naturschutzgebiet ist die Natur weitgehend sich selbst überlassen.



Röhricht im Naturschutzgebiet
Das Gebiet (im Plan ganz am Anfang Nr. 4) ist ein ausgedehntes Schilfdickicht in einer ehemaligen
Rheinschlinge
.


"Rätselhafter" Hügel am Hochwasserdamm im Osten des Knielinger Sees


Bunkerruine des Westwalls
Der Blick auf die Rückseite des  Hügels zeigt, dass es sich um einen ehemaligen  Bunker handelt, der
gesprengt und  weitgehend mit  Erde überdeckt ist. Das Erdloch stammt vielleicht von einem Tier, das
sich Zugang zu einem Hohlraum im Bunker verschafft hat, womit auch die ökologische Bedeutung der
Bunkerruinen  angedeutet  wird.
Die  rheinparallele  "Oberrheinstellung" an  der  Grenze zu Frankreich
zog
im Karlsruher  Raum östlich des  Rheins weiter nach Norden. Im  Bereich des südlichen Knielinger
Sees kann man noch weitere Bunkerruinen (siehe Karte am Anfang) finden
.


Mülldeponie West/Windmühlenberg 2011
Blick über Feuchtwiesen nach Südsüdosten zur mittlerweile geschlossenen Mülldeponie. Drei
Windkraftanlagen, dazu eine Solaranlage
auf der Südseite und die Nutzung des entstehenden
Methangases machten die Deponie zum" Energieberg".



Blick von der südlichen Federbachbrücke nach Süden


Blick von der Brücke nach Norden

   
Blässhuhn und Graureiher
Beide Bilder sind aus dem großen Bild oben heraus vergrößert - deshalb unscharf.


Ruine Westwallbunker im Langengrund (siehe Karte am Anfang
Bei diesem  Bunker könnte es sich um einen  Regelbau 10  (Gruppenunterstand  mit  angehängtem
Kampfraum) handeln.
Wie die meisten Bunker des Westwalls wurde der Unterstand nach dem Ende
des 2. Weltkriegs gesprengt und die  Reste eingezäunt. Sehr viele  Bunkerruinen wurden
in den Jahr-
zehnten nach dem  Krieg
aus  Sicherheits- oder Platzgründen gänzlich entfernt. Im Laufe der Zeit hat
 man aber den historischen
(vergleichbar einer Burg oder Festung) und mittlerweile ökologischen Wert
(Lebensraum/Schutz von  Tieren und  Pflanzen) dieser  Bunkerruinen erkannt und  bemüht  sich nun,
die noch vorhandenen  Reste zu erhalten. In Baden-Württemberg  stehen alle  Ruinen des  Westwalls
seit 2005 unter Denkmalschutz.





   


Fischzucht/Bruthaus des Anglervereins Karlsruhe
Da der See wegen seiner meist steil abfallender Ufer nur über wenig geeignete Laichplätze verfügt,
betreibt der  Anglerverein eine an den  See angrenzende  Brut-und  Zuchtanlage zur Fischaufzucht.
Hier werden u.a. Junglachse  gezüchtet und dann in der Alb  ausgesetzt.

    



Blick über den ehemaligen Baggersee nach Norden
Im Hintergrund das Werk von Stora Enso in Maxau
Nachtrag 2023
Stora Enso wurde von Schwarz Gruppe übernommenund heißt heute MaxauerPapierfabrik.
Nachtrag Ende


Im Frühling noch lichter Auwald im Süden des Sees


  "Brücke" über den Federbach in der Nähe der Schiffsmeldestelle
Hier kommt der Federbach unter der Straße (Im Schlehert) scheinbar aus dem Nichts, denn eine
Fortführung des  Wasserlaufs ist auf der gegenüber liegenden  Straßenseite nicht zu sehen. Eine
Erklärung gibt das folgende Bild.


Auslauf des Federbachs nach Unterquerung des Stichkanals
Der  Federbach kommt von Süden durch das EnBW-Gebiet, unterquert den Hafenstichkanal in
einem Düker und kommt hier wieder ans Tageslicht.



Einlassbauwerk für  den Zufluss von  Rheinwasser aus  dem Hafenstichkanal in den Knielinger See


Hier strömt das Frischwasser in den Zulaufgraben ein.


Der Zulaufgraben des Rheinwassers in den See - Blick nach Norden
 

Bunkerruine im "Weidensaum"
(siehe Karte am Anfang


Ein weiterer Bunker am Südende der Tullawiese (siehe Karte am Anfang)
  Nur das Oberteil des relativ gut erhaltenen Bunkers überragt das umgebende Erdreich.
   
   
  Verdeck des Bunkers.

   
                             Tulla-Denkmal in der Nähe des Rheinkilometers 361
                           Granit mit großen, weißen Kalifeldspatporphyroblasten

Die große Informationstafel im Vordergrund gehört zu dem überregionalen Projekt Rheinpark, das durch die Arbeit des Zweckverbands Pamina 
geschaffen wurde.
Der Zweckverband Pamina (Palatinat = Pfalz, Mittlerer Oberrhein, Nord Alsace) betreibt grenzüberschreitende Entwicklungs-
arbeit für den Raum.
Eingebettet in diesen Rheinpark ist der Karlsruher "Landschaftspark Rhein", ein Naherholungsgebiet am Rheinufer.

Hinweis zum Begriff Rheinkilometer:  Die  Zählung beginnt mit  Kilometer  Null am  Auslauf des  Bodensees (Rheinbrücke Konstanz) und endet
 nach ca. 1036 Kilometern an der Nordsee.


Informationsschild am Platz desTulladenkmals (Ausschnitt, Schrift unten ergänzt)
Das Schild zeigt die Veränderungen des Rheinlaufs u. a. im Bereich von Karlsruhe/Mühlburg
Durch  die
Rheinregulierung von Tulla wurden  mit  der Begradigung des  Stroms  Rheinschlingen  abgeschnitten und weitere 
Flußverlagerungen und damit beständige Grenzstreitigkeiten verhindert. Der Flusslauf wurde verkürzt, Dämme verhinderten Über-
schwemmungen bei  Hochwasser, die  Schifffahrt wurde sicherer, neues  Ackerland wurde gewonnen.
Diese  Rheinkorrektion war
gleichzeitig ein wichtiger  Schritt im  Kampf gegen die früher im  Rheingraben existierende  Malaria.
Der Fluss hatte aber nach der
Regulierung eine höhere Fließgeschwindigkeit und vertiefte daher durch  Erosion sein Flussbett, was dann zu diversen Problemen
(u. a. Grundwasserabsenkung und regionale Versteppung) führte.

Hofgut Maxau
Zwischen Rheinhafen und Rheinbrücken liegt das Hofgut Maxau - für mehr Informationen das Bild anklicken


Die Rheinterrasse beim Hofgut - im Hintergrund die Rheinbrücken

   
Rheinübergang Maxau                       Blick nach Westen                      S-Bahn-Haltestelle Maxau
Linkes Bild: Die linke  Brücke ist für den Schienenverkehr und die andere für den Fahrzeug- und  Fußgängerverkehr. Außer diesen
Brücken gibt es keinen weiteren Rheinübergang im Großraum von Karlsruhe,
was bei den morgendlichen und abendlichen Pendler-
strömen immer wieder zu Staus führt.
Über einen weiteren  Brückenbau
wird diskutiert - bisher (Mitte 2020) ohne Ergebnis.
Rechtes Bild: Karlsruher Straßenbahn (S-Bahn), die das Zentrum von Karlsruhe mit der Pfalz verbindet.

Die  Sanierung der  Straßenbrücke über den Rhein, über die am Tag mehr als 80 000  Fahrzeuge rollen, wurde nun ab November 2018 
durchgeführt. Bei einer  Arbeitszeit von bis zu 14  Monaten und mehreren  Vollsperrungen an  Wochenenden gab es gewaltige  Verkehrs-
behinderungen und große Probleme v. a. für Pendler aus der Pfalz. Gestritten wird weiterhin  zwischen Bund, Rheinland-Pfalz und Stadt
Karlsruhe über den Standort einer nötigen neuen Brücke. Dabei wird diskutiert, ob eine "Ersatzbrücke" zwischen den bisherigen  Brücken
oder doch
eine weitere Brücke etwas weiter nördlich  gebaut werden soll. Auch die Anbindung einer neuen Brücke an bisher bestehende
Straßen (B10/B36 ) ist sehr umstritten.
  

Wahrscheinlich ist eine Straßenbrücke für eine Großtadt mit über 300 000 Einwohnern und Tausenden von Pendlern doch etwas wenig.

Nachtrag Juni 2020
Mit einem Vergleich zwischen den Kontrahenten Stadt Karlsruhe, BUND und dem Land Baden-Württemberg ist man nun dem Bau einer
weiteren  Rheinbrücke etwas näher gekommen. Die neue  Brücke mit  Fuß- und  Radwegen und Anbindung an B10 und B 36 soll etwas
nördlich der bisherigen Brücken gebaut und mit einer Querspange an die B36 angebunden werden.


Die Haltestelle Maxau der Straßenbahn bietet sich als Ausgangspunkt für eine Wanderung um den See an.


  Copyright P. H.                          Zur Ausgangsseite zurück mit Linkspfeil                           Zur Startseite